Die verblüffende Akustik der Natur (1): Netzwurfspinnen und Insekten

In der Natur hat jede Spezies ihre Strategie, um sich an ihre Umgebung anzupassen. Ein bemerkenswertes Beispiel hierfür ist die Netzwurfspinne (auch: Ogergesichtspinne; Deinopidae: Deinopis). Sie fängt ihre Beute aktiv in einem hängenden Netz. Diese Spinnen nutzen nicht nur ihre riesigen, hypersensiblen Augen für die Jagd; sie nutzen auch ihren akustischen Sinn. Doch was ist mit ihren Beutetieren? Wie nehmen Insekten ihre Umgebung wahr? Und wie beeinflusst dies das Beutefangverhalten der Spinnen? Tauchen wir ein in die faszinierende Welt der Insektenakustik.

Ogergesicht-Spinnen, benannt nach ihren großen, nachtsichtfähigen Augen, halten ein Netz zwischen ihren vier Vorderbeinen und stürzen sich daraufhin auf ihre Beute. Dieser beeindruckende "Vorwärtsschlag" zeigt die faszinierende Anpassungsfähigkeit dieser Spinnen an ihre Umgebung und Beute. Doch sie verfügen auch über eine andere bemerkenswerte Jagdtechnik – den "Rückwärtsschlag". Diese blitzschnelle, überkopf-rückwärtsdrehende Bewegung dient zum Abfangen fliegender Insekten und basiert auf akustischen Hinweisen. Doch wie kann die Spinne diese Technik effektiv einsetzen, ohne dabei nach hinten zu sehen? Dieser Frage sind Forscher nachgegangen und haben Erstaunliches entdeckt.

Insekten, die Hauptbeute der Ogergesicht-Spinnen, haben eine beeindruckende Art, Geräusche wahrzunehmen. Während wir Menschen Ohren an den Seiten unserer Köpfe haben, haben Insekten ihre "Hörorgane" in verschiedenen Teilen ihres Körpers, je nach Art. Einige haben sie an ihren Beinen, andere auf ihrem Abdomen und wieder andere auf ihren Antennen. Diese Hörorgane, bekannt als Tympanalorgane, können Schallwellen wahrnehmen und in Nervensignale umwandeln, die dann an das Gehirn des Insekts gesendet werden.

Warum ist das wichtig? Nun, das Hören bei Insekten dient oft als Überlebensmechanismus. Es hilft ihnen, Raubtiere zu erkennen oder Partner zu finden. Motten zum Beispiel können die Ultraschallrufe von Fledermäusen wahrnehmen, was ihnen ermöglicht, diesen nächtlichen Jägern aus dem Weg zu gehen. Ebenso nutzen die Ogergesicht-Spinnen diese Fähigkeiten ihrer Beute aus.

Neue Forschungen haben gezeigt, dass die Netzwurfspinne Deinopis spinosa akustische Reize aus mindestens 2 Metern Entfernung von der Schallquelle erkennen kann, einem Pegel von etwa 60 dB SPL. Dieses beeindruckende Hörvermögen ermöglicht es ihnen, auf die Geräusche ihrer Beute zu reagieren und ihre rückwärtige Netzwerftechnik einzusetzen. Diese Fähigkeit zeigt, wie eng verwoben die evolutionären Anpassungen von Räubern und Beute sind.

Die Fähigkeiten der Ogergesicht-Netzwurfspinne, ihre Umwelt sowohl visuell als auch akustisch wahrzunehmen, sind ein bemerkenswertes Beispiel für die Vielfalt und Anpassungsfähigkeit in der Natur. Sie nutzen sowohl ihre eigenen sensorischen Fähigkeiten als auch die der Beute, um ihre Überlebens- und Jagdtechniken zu optimieren.

Es ist faszinierend zu bedenken, wie die akustischen Fähigkeiten der Beute - in diesem Fall Insekten - das Verhalten der Räuber beeinflussen können. Gleichzeitig bietet diese komplexe Beziehung zwischen Beutetier und Räuber uns Menschen Einblicke in das Studium und Verständnis der Natur und ihrer vielfältigen Bewohner.

Die Natur ist wirklich ein erstaunlicher Ort voller Anpassungen und Innovationen. Von den hörenden Insekten bis zu den akustisch sensiblen Ogergesicht-/Netzwurfspinnen, jedes Lebewesen hat einzigartige Fähigkeiten, die es ihm ermöglichen, in seiner spezifischen Umgebung zu überleben und zu gedeihen. Diese Vielfalt und Komplexität der Natur ist es, die uns immer wieder verblüfft und inspiriert.

Die Studie zur Untersuchung der Netzwurfspinne können sie hier nachlesen.