Der Cocktailparty-Effekt: Wie funktioniert selektives Hören?

Wir alle kennen das Phänomen: Auf einer Party oder in einer lauten Umgebung fällt es uns schwer, einem Gespräch zu folgen. Unser Gehirn ist jedoch bemerkenswert gut darin, zwischen verschiedenen Geräuschen zu unterscheiden und sich auf eine bestimmte Stimme zu konzentrieren. Dieses Phänomen wird als Cocktailparty-Effekt bezeichnet. Doch was bedeutet das für Menschen mit Hörverlust und wie können Hörgeräte helfen?

Was ist der Cocktailparty-Effekt?

Der Cocktailparty-Effekt ist ein psychologisches Phänomen, bei dem wir unsere Aufmerksamkeit auf eine bestimmte Stimme oder ein Gespräch lenken können, während wir gleichzeitig andere Hintergrundgeräusche ausblenden. Diese Fähigkeit wird auch als selektives Hören bezeichnet.Unser Gehirn nutzt dabei verschiedene Techniken, um wichtige Geräusche von unwichtigen zu trennen. Eine besondere Rolle spielt dabei das räumliche Hören wie z.B. die binaurale Richtungshörigkeit. Dabei werden Zeit- und Lautstärkeunterschiede zwischen beiden Ohren genutzt, um die Herkunft der Schallquelle zu bestimmen. Voraussetzung dafür ist ein gesundes Hörvermögen, insbesondere bei den hohen Frequenzen.

Wie beeinflußt eine Schwerhörigkeit das selektive Hören?

Menschen mit eingeschränktem Hörvermögen haben häufig Schwierigkeiten, den Cocktailparty-Effekt für sich zu nutzen. Mit der Zeit nimmt die Hörfähigkeit für hohe Töne ab. So entstehen Schwierigkeiten zwischen verschiedenen Geräuschen zu unterscheiden. Das Verstehen von Gesprächen in lauten Umgebungen wird immer schwieriger. Das kann zu sozialer Isolation und Frustration führen.

Wie unterstützen Hörgeräte das selektive Hören?

Moderne Hörgeräte bieten eine Vielzahl von Funktionen, um Menschen mit Hörverlust bei der Verarbeitung von Sprache inmitten von Hintergrundgeräuschen zu unterstützen. So helfen zum Beispiel Richtmikrofone den Schall aus einer bestimmten Richtung verstärken. Zudem wird dank digitaler Signalverarbeitung Sprache verstärkt, während Lärm gleichzeitig gedämpft wird. Die eingesetzten Technologien haben sich in den letzten Jahren enorm entwickelt. So erreicht ein modernes Hörgerät bessere Abtastraten als eine CD, es kann eigene Stimme von den Gesprächspartnern unterscheiden und dank künstlicher Intelligenz Störgeräusche immer besser erkennen.

Warum versteht man mit Hörgerät trotzdem manchmal schlecht?

So ausgefeilt moderne Hörsysteme auch sind, sie haben auch ihre Grenzen. Denn auch die Art und der Schweregrad des Hörverlusts haben Einfluss auf den Hörerfolg. Grundsätzlich hängt die Zufriedenheit mit Hörgeräten von drei Faktoren ab: Der individuellen Hörfähigkeit, der Qualität des Hörsystems und den Fähigkeiten der audiologischen Betreuer.

Kann man den Cocktailparty-Effekt trainieren?

Trotz der genannten Grenzen können Hörgeräte bei regelmäßiger Anwendung die Hörfähigkeit fördern. Menschen mit Hörverlust können durch die Verwendung von Hörgeräten lernen, besser zwischen verschiedenen Schallquellen zu unterscheiden und ihre kognitive Leistungsfähigkeit zu verbessern. Weitere Konzepte wie Hörtraining und Hörtaktik können eine Therapie mit Hörgeräten unterstützen.