Das beste Hörgerät finden - Folge 1: Akku oder Batterie?

Ein Akkugerät in der Ladestation neben diversen Batteriesorten

Ein Akkugerät in der Ladestation neben diversen Batteriesorten

Hörgeräte können auf zwei Arten mit Strom versorgt werden. Entweder mit aufladbaren Akkus oder mit einmalig verwendbaren Batterien. In Zeiten von Smartphones und Elektroautos wirken batteriebetriebene Hörgeräte etwas aus der Zeit gefallen. Doch bei genauer Betrachtung bieten beide Systeme ihre Vorzüge.

Handhabung

In puncto Handhabung haben Akkugeräte eindeutig die Nase vorn. Die Hörgeräte werden über Nacht aufgeladen und sind am nächsten Morgen wieder einsatzbereit. Beim Einlegen in die Ladestation werden die Geräte automatisch ausgeschaltet. Bei Entnahme aktivieren sie sich selbständig. Einfacher geht es nicht. Zudem bieten manche Modelle weitere Komfortfunktionen wie Schnellladefunktion, Hörgerätetrocknung und Powerbank.

Links das Phonak Audéo™ Paradise in seiner Ladestation, rechts das Signia Styletto X mit Ladeetui samt integrierter Powerbank.

Links das Phonak Audéo™ Paradise in seiner Ladestation, rechts das Signia Styletto X mit Ladeetui samt integrierter Powerbank.

Das Batteriefach am Hörgerät dient gleichzeitig auch als Schalter. Jeden Morgen muss das Fach geschlossen, jeden Abend geöffnet werden. Der Batteriewechsel erfordert feinmotorisches Geschick. Je nach Größe muss ein Tausch alle ein bis zwei Wochen durchgeführt werden. Diese Laufzeiten können variieren und hängen von vielen Faktoren ab. Deshalb kann es passieren, dass der Strom in unpassenden Momenten ausbleibt. Routinierte Nutzer planen voraus und führen stets Ersatzbatterien mit sich.

Einen Bonuspunkt bekommt die Batterie trotzdem. Im Sonderfall eines Batteriedefekts wird einfach eine neue Batterie verwendet. Wenn der Akku defekt ist, ist Selbsthilfe nicht möglich; das Gerät muss eingeschickt werden. Die Reparaturzeit wird natürlich mit kostenlosen Leihgeräten überbrückt.

Beiden Systemen gemein ist ein Signalton, der nur für den Hörgeräteträger hörbar ist. Dieser erklingt, sobald sich die Ladung des Energieträgers dem Ende neigt.

Gebrauchsdauer

Derzeit werden Hörgeräteakkus ausschließlich in Lithium-Ionen-Ausführung angeboten. Die durchschnittliche Leistung genügt, um ein Hörgerät 20 bis 24 Stunden zu betreiben. Darin enthalten sind mindestens zwei Stunden Nutzung der Streamingfunktion (via Bluetooth). Nutzt man dieses Feature länger als fünf Stunden pro Tag, belastet das den Akku deutlich. In manchen Fällen kann der Akku vor Ende des Tages entleert sein. Dann bietet die Schnellladefunktion Abhilfe. Mit nur einer halbe Stunde in der Ladestation bekommt man Energie für weitere fünf bis sechs Stunden.

Akkus überleben 1500 Ladevorgänge. Nach etwa 1000 Ladevorgängen verringert sich die Kapazität nur um 10%. Bei täglicher Verwendung ist somit eine Lebensdauer von vier bis fünf Jahren zu erwarten. Danach muss ein neuer Akku vom Hersteller eingebaut werden.

Batterien für Hörgeräte werden seit Jahrzehnten in Zink-Luft-Ausführung angeboten. Dies sorgt für eine hohe und stabile Leistung auf kleinstem Raum. Während Akkus nach einem Tag verbraucht sind, halten Batterien mehrere Tage durch. Sie können im verpackten Zustand drei Jahre gelagert werden. Ein Kauf auf Vorrat ist also unproblematisch.

Umwelt und Entsorgung

Nach fünf Jahren und täglicher Nutzung sammelt sich eine Masse von 520 verbrauchten Hörgerätebatterien an. Im Bild ist ein Stapel von genau dieser Menge abgebildet.

Nach fünf Jahren und täglicher Nutzung sammelt sich eine Masse von 520 verbrauchten Hörgerätebatterien an. Im Bild ist ein Stapel von genau dieser Menge abgebildet.

Betrachtet man nur die reine Müllmenge, so erscheint die Batterie wenig umweltfreundlich. Die 312er Batterie beispielsweise hält im Durchschnitt etwa eine Woche. Trägt man zwei Hörgeräte, dann verbraucht man pro Jahr 104 Knopfzellen. Das sind also 520 verbrauchte Einwegbatterien in fünf Jahren.

Im gleichen Zeitraum verbraucht man nur zwei Akkus. Allerdings wird für den Akkubetrieb auch eine Ladestation benötigt, denn für einen direkten Anschluss sind Hörgeräte zu klein. Kauft man sich ein neues Hörgerät, wird diese Ladestation auch wieder zu Müll. Zudem ist das Recycling der Li-Io-Akkus sehr aufwändig und unwirtschaftlich. Und dann ist da noch das Problem mit dem Kobalt. Dieser Inhaltsstoff von Li/Io-Akkus wird unter Bedingungen gewonnen, die Mensch und Umwelt schaden.

Im Vergleich dazu ist die Batterie mit ihren Inhaltsstoffen ressourcenschonender. Die notwendigen Rohstoffe sind in großer Fülle vorhanden und sie kann zu 98% recycelt werden.

Die Kosten

Viele Hersteller lassen den Kunden die Wahl ob das Modell mit Akku betrieben wird oder nicht. Dabei liegt der Anschaffungspreis für die Akkuvariante etwa 200€ über dem Batteriemodell. In der Regel leistet der Akku seinen Dienst etwa fünf Jahre. Reicht die Kapazität dann nicht mehr für einen ganzen Tag aus, muss er ausgetauscht werden. Hierbei fallen je nach Hersteller weitere Kosten an. Aktuell liegen die Preise für einen Austausch zwischen 100€ bis 200€.

Die gesetzlichen Krankenkassen schreiben vor, dass neue Geräte erst nach sechs Jahren Nutzungsdauer beantragt werden können. Zur Sicherheit sollten die Kosten eines Akkutausches in diesem Zeitraum also mit einbezogen werden. Hingegen beträgt der Preis für ein Jahr Batteriebetrieb rund 26€ oder weniger.

Welche Hörgeräte mit Akku gibt es?

Die Mehrzahl der Hörgeräte mit Akku wird als Hinter-dem-Ohr-Ausführung geliefert. Die aktuellen Modelle im Frühjahr 2021 heißen:

Oticon More

Widex Moment

Signia Pure Charge&Go / Signia Styletto

Phonak Audéo Paradise

Bernafon Alpha

Unitron Moxi B R

Das Angebot an In-Ear Hörgeräten mit Akku ist aktuell auf die Modelle Signia Active und Starkey Livio beschränkt. UPDATE 17.09.2021: Auf dem aktuellen EUHA-Kongress in Hannover hat der Hersteller Signia angekündigt, sein Sortiment um ein maßgefertigtes IdO-Gerät mit Akku zu erweitern. Lieferbar wird das Modell mit dem Namen Signia Insio Charge&Go AX voraussichtlich ab Mitte Oktober sein. Sobald wir die ersten Testmodelle erhalten, werden wir im Blog darüber berichten.

Das Fazit: Hörgerät mit Akku oder mit Batterie?

Akkugeräte sind am einfachsten zu bedienen. Batteriemodelle haben die geringeren Folgekosten und sind umweltschonender.